Dr. Claudia Geschke
Am Markt 21
16766 Kremmen
 

Notsituationen erkennen und Erste Hilfe leisten bei Hunden und Katzen

Notfälle passieren immer dann, wenn man nicht damit rechnet. Meist am Wochenende oder nachts. Deshalb ist es wichtig, sich mit den Grundsätzen der 1. Hilfe schon vorher vertraut zu machen. Da es die unterschiedlichsten Arten von Notfällen gibt, können hier nur wenige Ratschläge erteilt werden. Wenn Sie Interesse an einem ausführlichen 1. Hilfe-Kurs haben, wenden Sie sich an ihren Tierarzt.
Üben Sie mit ihrem gesunden Tier, bevor ein Ernstfall eintritt. Messen Sie mit einem normalen Fieberthermometer die Rektaltemperatur ihres Tieres(Hund und Katze etwa 38°C-39°C). Schauen Sie sich auch die im Normalzustand rosigen Schleimhäute des Auges und des Zahnfleisches an. Zählen Sie die Atemzüge, die ihr entspanntes Tier in der Minute macht. Diese Informationen können hilfreich sein, um zu entscheiden, ob ein Notfall vorliegt.
Jeder Tierhalter sollte Warnhinweise auf eine ernste Erkrankung bei seinem Tier erkennen.

Erste Anzeichen: Das Tier will sich nicht bewegen, ist lustlos, schläft viel, sucht andere Lagerplätze auf als gewöhnlich oder extrem die menschliche Nähe, hat keinen richtigen Appetit.

Deutliche Alarmsignale: Erbrechen und Durchfall, Schwäche, Taumeln, Zittern, Krämpfe, Apathie, vermehrtes Hecheln, Schwierigkeiten beim Kot- oder Harnabsatz, eingefallene Flanken, schweres Atmen, Stöhnen, Futterverweigerung, Aufblähung, viel oder gar nicht Trinken.

Halten Sie immer die Telefonnummer Ihres Tierarztes und die Adresse der nächsten Tierklink bereit. Bei schweren Unfällen ist es ratsam, den Tierarzt vorab zu informieren, damit er sich auf den Notfall einstellen kann und somit keine wertvolle Zeit verloren geht. Bewahren Sie Ruhe, auch wenn es schwer fällt.
Nun folgen einige Hinweise für besondere Situationen.

1. Starke Blutungen können nach Unfällen/Beißereien auftreten aber auch, wenn ein Tier sich die Pfote aufschneidet oder mit einer Kralle hängenbleibt. Versuchen Sie, die Blutung mit einem Druckverband zu stoppen: Im Idealfall pressen Sie ein Verbandpäckchen auf die Wunde und wickeln ein Binde straff herum. Alternativ ein zusammengeknülltes Taschentuch oder eine Packung Zellstofftaschentücher auf die Wunde pressen und dann straff mit einem Halstuch oder Schal umwickeln. Nicht abbinden! Fremdkörper nie aus der Wunde ziehen!

2. Knochenbrüche: Lagern Sie das Tier auf einer Decke und sorgen Sie dafür, dass es sich auf dem Transport zum Tierarzt möglichst nicht bewegt. Versuchen Sie nicht, eine Schiene oder einen Verband anzubringen, es sei denn, es blutet stark.

3. Atemnot, weil etwas im Hals stecken geblieben ist: Tier in der Lendengegend umfassen und hochheben(Kopf nach unten), schwenken/schütteln und mehrmals auf den Bauch drücken.

4. Atemstillstand, oft gemeinsam mit Herzstillstand z.B. nach Unfall/Schock/Ertrinken. Tier auf die rechte Seite legen, Atemwege frei machen(Zunge, Erbrochenes). Beatmen durch die Nase, dazu Maul zuhalten, Kopf weit nach vorne ziehen und langsam und tief in die Nasenlöcher blasen(Brustkorb muss sich deutlich heben). Nach zwei Beatmungen folgen ca. 20 Herzdruckmassagen(ca. 2 pro Sekunde). Dazu mit 3 Fingern(Katze) oder dem Handballen(Rotweiler)den Brustkorb kräftig eindrücken. Keine Angst, eine evtl. gebrochene Rippe ist hier egal und es gilt das Motto: lieber zu viel als zu wenig. Sollte das Tier doch noch atmen oder das Herz noch schlagen, merken sie das schon und können dann aufhören.

5. Verbrennungen: Betroffene Körperstelle sofort unter fließend kaltem Wasser 15 min. kühlen. Wunde abdecken, um Lecken an der Wunde zu verhindern!

6. Hitzschlag: meist die Folge von: Hund im Sommer „ganz kurz“ im Auto gelassen. (starkes Hecheln, Taumeln, Erbrechen, Krämpfe, Speichelfluss, Bewußtlosigkeit): Tier an schattigen, kühlen Ort bringen, in nasse, kalte Tücher einwickeln oder vorsichtig mit kaltem Wasser (Gartenschlauch, Duschbrause) abduschen. Dabei an den Beinen anfangen, dann Bauch, Brust und zuletzt den Kopf, Beine massieren(von den Pfoten nach oben).Tierarzt.

Empfehlungen zum Verhalten bei Beißereien zwischen Hunden:

Die nachfolgenden Hinweise resultieren aus eigenen Erfahrungen jahrzehntelanger Hundehaltung, erheben aber keinesfalls Anspruch auf Allgemeingültigkeit, d.h.es kann durchaus abweichende Meinungen dazu geben. Beißen sich zwei annähernd gleich starke Hunde, haben sie etwas Zeit, bevor ernsthafte oder lebensbedrohliche Verletzungen entstehen. Handelt es sich aber um einen großen und einen sehr kleinen Hund, ist schnelles Eingreifen erforderlich. Bringt der Versuch, die Hunde durch energisches Rufen oder durch Ziehen an der Leine(sofern es sich um angeleinte Hunde handelt) auseinanderzubringen nichts, werden Sie nicht hysterisch! Handeln Sie überlegt! In Panik geratene Besitzer können nichts ausrichten. Im Idealfall ist der Besitzer des anderen Hundes auch zugegen.

Lassen Sie die Leine los! Treten Sie nicht auf die Hunde ein, schlagen Sie nicht mit Knüppeln, das bewirkt meist gar nichts. Greifen Sie nicht an das Halsband oder in die Maulgegend! Bedenken Sie, dass auch Sie ernsthaft zu Schaden kommen könnten. Geben Sie dem anderen Besitzer energische Anweisungen und Kommandos!

Jeder Besitzer sollte gleichzeitig ein Bein und den Schwanz(wenn kein Schwanz vorhanden, dann beide Hinterbeine) seines Hundes ergreifen und den Hund nach hinten und wenn möglich- nach oben ziehen. Kleine Hunde sollten dabei komplett in der Luft hängen. Wenn eine Tür, ein Gartentor oder eine Autotür zu erreichen sind, ziehen Sie einen Hund auf die eine Seite der Tür. Nutzen Sie die Tür als Trennhilfe. Eine dritte anwesende Person ist hierbei sehr hilfreich. Meist lassen die Hunde nach wenigen Minuten los. Trennen Sie die Hunde, verhindern Sie Sichtkontakt. Auch wenn es so aussieht, dass die Hunde sich beruhigt haben, stürzen sie sich oft wieder aufeinander, sobald sie losgelassen werden. Leinen Sie Ihren Hund an, er steht unter Schock und verhält sich nicht normal! Leider erleiden kleine Hunde bei einem Kampf mit einem Großen oft lebensbedrohliche Verletzungen oder bezahlen mit ihrem Leben. Leisten Sie erste Hilfe bzw. begeben Sie sich sofort zum nächsten Tierarzt mit ihrem schwerverletzten Tier. Nach Möglichkeit immer die Personalien des anderen Hundebesitzers aufschreiben.

Sollten auf den ersten Blick keine lebensbedrohlichen Verletzungen erkennbar sein, nehmen Sie sich viel Zeit, ihren Hund gründlich zu untersuchen. Achten sie auf Wunden am Brustkorb und am Bauch. Auch wenn der Hund auf den ersten Blick nicht schwer verletzt erscheint, können hier ernsthafte Verletzungen vorliegen. Hunde stehen nach einem Kampf unter Schock und merken häufig selbst nicht, dass sie verletzt sind. Bei Tieren mit viel Fell werden Verletzungen häufig nicht erkannt. Am häufigsten werden tiefe Wunden von den Eckzähnen des Gegners und „Dreiangel“ übersehen oder erst 1-2 Tage später festgestellt. Einfache Hautverletzungen können vom Tierarzt am Tag des Geschehens oft unkompliziert „getackert“ werden. Sollten Sie Wunden, auch wenn sie nur klein sind, finden, gehen Sie unbedingt zum Tierarzt. Im Maul sitzen viele Bakterien und ihr Hund kann eine böse Infektion bekommen. Antibiotika sind hier erforderlich. Kleine Hunde können zudem Rippenbrüche erleiden, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Durch starkes Durchschütteln löst sich beim kleineren Hund oftmals die Haut unter der Biss-stelle großflächig, so dass im Gewebe große Ablösungen auftreten können. Wenn Sie selbst verwundet sind, nehmen Sie dies nicht auf die leichte Schulter! Desinfizieren Sie die Wunde und gehen Sie umgehend zum Arzt!
Noch ein Tipp für den Fall, dass Sie bei einer Beißerei die einzige anwesende Person sind: Im Idealfall steht ihr Auto in der Nähe. Packen sie ein Hinterbein ihres Hundes und ziehen sie ihn hinter sich her ins Auto(Fahrer- oder Beifahrertür). Sobald sich ihr Hund im Auto befindet, versuchen Sie, die Autotür vor der Schnauze des Gegners zu schließen. Sind Sie ohne Auto aber in einer Wohngegend, versuchen Sie, eine Gartentür zu nutzen oder mitsamt Ihres Hundes über einen Gartenzaun zu steigen.

Oftmals sind auch hilfsbereite Mitmenschen zugegen. Falls nicht, auch egal, das Leben ihres Hundes steht an erster Stelle, um evtl. auftretenden Ärger kann man sich später kümmern.

Noch ein Rat zum Schluss: Bedenken Sie immer: Beherzte Hilfe leisten kann Leben retten, das gilt für Menschen und für Tiere, zögern Sie nicht, schauen Sie nicht weg.

Hinweise

Die Kotprobe
Den letzten ausgeschiedenen Kot sicherstellen (ein lauwarmes Bad kann die Kotabgabe unterstützen) oder den Kot von 2 Tagen sammeln    Weiter

Das tote Tier
Sollte der traurige Fall eingetreten ist, dass ihr Tier verendet ist und Sie
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Bilder


Foto 1: Piranha.


Foto 2: Piranha.